Einleitung In den Jahren um die Jahrtausendwende steckte die Stadt Rotterdam in einer nicht zu übersehenden Krise. Oder, wie der Rotterdamer Bürgermeister Opstelten die prekäre Situation seiner Stadt kurz nach seinem Amtsantritt zusammenfasste: Rotterdam führt die ‚falschen Listen‘ an. Rotterdam hat die meisten Arbeitslosen und Sozialhilfeempfänger, die Mittelschicht verlässt die Stadt, insbesondere Stadtteile mit hohem Ausländeranteil leiden unter baulichem Verfall und sozialer Deprivation, aber vor allem ist Rotterdam eines: unsicher!1 Auch eine nationale Untersuchungskommission hatte auf die ‚außerordentlichen Probleme‘ in Rotterdam bereits hingewiesen.2 Trotzdem waren es zunächst nicht Politik und Verwaltung, sondern Rotterdamer Bürger, die ein Bewusstsein für die Probleme ihrer Stadt schufen. Bereits Mitte der neunziger Jahre ergriffen Bürger des Rotterdamer Stadtteils Spangen, der als sozialer Brennpunkt gilt, die Initiative gegen das zunehmende Drogenproblem in ihrem Stadtteil. Als im Sommer 1999 die Belästigung durch öffentlichen Drogenhandel und -konsum ihren Höhepunkt erreichte, während die Polizei – in den Augen der Bürger – tatenlos zusah, besetzten protestierende Bürger vorübergehend das Rotterdamer Rathaus. Sie verlangten ein entschlossenes Vorgehen gegen die unhaltbaren Zustände und die Kriminalität in ihrem Stadtteil und wollten ‚Resultate sehen‘. Als sich die Situation eineinhalb Jahre später, im Jahr 2001, immer noch nicht verbessert hatte, konfrontierten Rotterdamer Bürgerinitiativen Bürgermeister Opstelten mit einer Petition, die die Versäumnisse der Lokalpolitik in Rotterdam scharf kritisierte:

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VS Verlag für Sozialwissenschaften
hdl.handle.net/1765/18350
Department of Sociology

Snel, E. (2009). Jenseits der Beschwichtigungen: Lokale Integrationspolitik in Rotterdam. Retrieved from http://hdl.handle.net/1765/18350