Gemalt von einem anonymen Künstler, gezeichnet von der Zeit. Das Totentanzfresko in der Kapelle San Pietro in Macra, einem kleinen Dorf in den piemontesischen Alpen, hat seit seiner Entstehung vor mehr als einem halben Jahrtausend eine bewegte Geschichte. Der heutige Zustand des Freskos ist schlecht. Schuld daran ist nicht nur, dass man dem Bild und der Kapelle wenig Sorge getragen hat, nachdem der Pilgerweg von Avignon nach Rom, an dem sie lag, ab der Mitte des 15. Jahrhunderts in Bedeutung stark abgenommen hatte. Vielmehr scheinen viele Beschädigungen nicht willkürlich, sondern gezielt angebracht. Die Figuren des Totentanzes sind regelrecht anonymisiert: Vielen ist das Gesicht weggekratzt, andere tanzen gänzlich kopflos mit den Gerippen, auch der Attribute beraubt, die ihre gesellschaftliche Stellung demonstrieren. Die Abbildung des Kaisers ist beispielsweise spezifisch so beschädigt, dass seine Gesichtszüge nicht und der auf seinem Rock platzierte Reichsadler kaum mehr erkennbar sind.

Instituut voor Maatschappelijke Gezondheidszorg, Rotterdam
J.P. Mackenbach (Johan) , J. van Herwaarden (Jan)
Erasmus University Rotterdam
hdl.handle.net/1765/18672
Erasmus University Rotterdam

Dreier, R. P. (2010, April). Der Totentanz: ein Motiv der kirchlichen Kunst als Projektionsfläche für profane Botschaften (1425-1650). Retrieved from http://hdl.handle.net/1765/18672